2. Kristallographische Voraussetzungen für Piezoelektrizität
Es hat sich gezeigt, dass nicht alle Kristalle piezoelektrisch sind,
sondern bloß solche bestimmter Kristallklassen, Kristallklassen mit Symmetriezentrum
besitzen keine piezoelektrischen Eigenschaften! Entsprechend dazu, zeigen
bloß Kristalle mit mindestens einer polaren Achse Piezoelektrizität. Als
polare Achse wird eine Achse bezeichnet deren beide Enden nicht vertauschbar
sind, das bedeutet, dass sich durch eine 180°-Drehung des Kristallkörpers
um irgendeine zur polaren Achse senkrechte Achse der Kristallkörper nicht
zur Deckung mit der ursprünglichen Stellung bringen lässt. Man kann also
sagen, dass solche Achsen ein Symmetriezentrum ausschließen. Die polare
Achse ist eigentlich eher in Hinblick auf den Pyroeffekt von Bedeutung,
während Kristalle mit mehreren polaren Achsen nur piezoelektrische Eigenschaften
besitzen, zeigen solche mit nur einer polaren Achse auch noch pyroelektrische.
Insgesamt gibt es 20 piezoelektrische Kristallklassen, davon sind 10 zusätzlich
pyroelektrisch. 11 Kristallklassen besitzen ein Symmetriezentrum, da es
aber 32 Klassen gibt, bleibt eine Kristallklasse, die kein Symmetriezentrum
aufweist, und trotzdem nicht piezoelektrisch ist. Die Gründe, dass sonst
alle Punktgruppen ohne Symmetriezentrum piezoelektrisch sind, liegen natürlich
im räumlichen Aufbau der Kristalle Das in Abbildung 6 dargestellte Gitter
führt nicht zu Piezoelektrizität, denn bei einer Deformation in beliebiger
Richtung verschieben sich die Schwerpunkte der negativen und positiven
Ladungen nicht gegen-einander.
Abb. 6: Gitter mit Symmetriezentrum
Dagegen fällt in Abbildung 7 bei einer Krafteinwirkung F in der eingezeichneten
Richtung der gemeinsame Schwerpunkt der drei Anionen nicht mehr mit dem
Schwerpunkt der drei Kationen zusammen. Das Gitter ist nun nach außen
hin geladen.
Abb. 7: Gitter ohne Symmetriezentrum
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