4. Kristallzucht
4.1 Kristallwachstum
Das Kristallwachstum ist vergleichbar mit dem eines Baumstammes aber
eher noch mit dem Bau einer Pyramide. In Beiden Fällen wird stufenweise
Schicht um Schicht angelagert. Während jedoch beim Baumstamm die neuen
Bausteine innen angelagert werden, geschieht dies bei der Pyramide von
außen. Kristalle wachsen wie die Pyramide durch äußere Anlagerung einer
Substanz, es entsteht ein regelmäßiges, dreidimensionales Gitter. Damit
ein Kristall pro Tag etwa ein bis zwei Millimeter wächst, müssen sich
in jeder Sekunde Hunderte von Teilchenschichten anlagern. Bei ausreichender
Stoffzufuhr können Kristalle nahezu unbegrenzte Größen erreichen, man
hat bis zu 100 t schwere Kristalle gefunden! Ein besonders schönes Exemplar
befindet sich ganz in unserer Nähe, nämlich im Kristallbad in Stein bei
Nürnberg.
Abb. 10: Verschiedene Wachstumsstadien eines Quarzkristalls
Wegen dem streng geordneten Gitteraufbau bildet eine Substanz in der
Regel immer dieselbe Kristallgestalt aus. Diese Formkonstanz geht so weit,
dass eine aus einem Kristall geschaffene Kugel, die wieder günstigen Wachstumsbedingungen
ausgesetzt wird, zuerst die ebenen Flächen und die fehlenden Ecken nachbildet,
bevor ein allgemeines Größenwachstum einsetzt. Natürlich sind die einzelnen
Kristalle einer Substanz nicht immer vollkommen identisch, sie unterscheiden
sich durchaus in den einzelnen Proportionen ihrer Flächen, wie man in
Bild 11 sehr schön erkennen kann.
Bild 11: verschiedene Seignettesalzkristalle
4.2 Züchtung von idealen Einkristallen
Um schöne Kristalle zu züchten benötigt man zuerst einmal eine ausreichende
Menge von dem Salz aus dem der Kristall nachher sein soll, je nach Salz
und gewünschter Kristallgröße, etwa 100 - 500g. Außerdem braucht man destilliertes
Wasser. Aus dem Salz und dem Wasser stellt man eine gesättigte Lösung
her. Für die Züchtung meiner Seignettesalzkristalle habe ich zwei Methoden
angewandt, die beide auf einer Übersättigung der Salz-Wasser- Lösung beruhen,
die Übersättigung wird aber jeweils unterschiedlich erziehlt
4.2.1 Verdunstungsmethode
Diese Methode beruht auf dem gleichen Prinzip, wie die Salzgewinnung
in Mittelmeerländern; man leitet Meerwasser in flache Gräben, das Wasser
verdunstet, und Salz bleibt zurück. Durch eine Verringerung der Flüssigkeitsmenge
in einer Lösung werden also eine Übersättigung und schließlich eine Abscheidung
von fester Substanz erzielt. Bei der Verdunstungsmethode läuft der Kristallwachstum
dementsprechend ab; aus der Lösung verdunstet Flüssigkeit, Salz bleibt
zurück und lagert sich an der Kristalloberfläche vorhandener Kristalle
an oder bildet neue Kristalle. Um mit der Verdunstungsmethode große Kristalle
zu züchten braucht es allerdings etwas Zeit, bei mir hat es teilweise
2 bis 3 Monate gedauert. Das Warten hat sich allerdings gelohnt, bei der
Verdunstungsmethode sind schöne durchsichtige Kristalle mit wenigen Fehlstellen
entstanden.
Bild 12: Seignettesalzkristall gezüchtet nach der Verdunstungsmethode
4.2.2 Abkühlungsmethode
Bei fast allen Salzen nimmt die Löslichkeit in Wasser mit steigender
Temperatur zu, und sinkt bei Abkühlung der Lösung wieder ab. Da man in
einer vorgegebenen Menge Wasser nur eine bestimmte Menge Salz lösen kann,
kristallisiert beim Absinken der Temperatur der Salzüberschuss aus, es
entstehen Kristalle! Je nachdem wie schnell der Kristallwachstum vonstatten
gehen soll, kann man die Lösung in den Kühlschrank stellen oder auch über
mehrere Wochen kontinuierlich Abkühlen. Das Abkühlen über mehre Wochen
erweißt sich jedoch als etwas schwierig, da man die Lösung jeden Tag nur
minimal abkühlen darf und wer hat schon einen Raum in dem man die Temperatur
Tag für Tag um ein halbes Grad senken kann. Bei meiner Kristallzucht habe
ich die Lösung in den Kühlschrank gestellt, hier haben sich bereits nach
ein zwei Tagen Kristalle mit einigen cm Durchmesser gebildet. Allerdings
waren die Ergebnisse auch nicht so berauschend, die Kristalle enthielten
viele Fehlstellen und Verwachsungen, außerdem waren sie eher milchig trüb
als durchsichtig. Im Endeffekt kann man also sagen, die Kristalle die
ich mit der Verdunstungsmethode gewonnen habe waren um einiges schöner
als die, die ich nach der Abkühlungsmethode gezüchtet habe. Allerdings
war der Zuchtvorgang bei der Verdunstungsmethode auch um einiges länger.
Bild 13: Seignettesalzkristall gezüchtet nach der Abkühlungsmethode
4.2.3 Herstellung und Präparation von Impfkristallen
Zur Züchtung von „Einkristallen“ habe ich einen so genannten Impfkristall
aus Seignettesalz verwendet. Zur Herstellung dieses Impfkristalls wurde
etwa 50 ml destilliertes Wasser in ein Glas gefüllt und so lange Salz
dazu geschüttet, bis eine gesättigte Lösung entstand.Danach wurde die
Lösung filtriert und an einen erschütterungsfreihen Ort gestellt. Die
Temperatur an diesem Ort war etwas geringer als die des Wassers, da die
Lösung sonst nicht mehr gesättigt gewesen wäre (siehe 4.2.2), und die
ganze Prozedur damit viel länger gedauert hätte. Nach etwa einem Tag haben
sich entsprechend der Verdunstungsmethode (siehe 4.2.1) kleine Kristalle
am Boden der Lösung abgeschieden.
Bild 14: Impfkristalle aus Seignettesalz
Von diesen Kristallen habe ich einen möglichst glatten, gleichmäßigen
aus der Lösung genommen und einen Nylonfaden daran befestigt. Den Nylonfaden
habe ich an ein Holzstäbchen gebunden und dann den Kristall in eine gesättigte
Seignettesalzlösung gehängt. die ganze Anordnung wurde abgedeckt um eine
Verschmutzung der Lösung zu vermeiden. Nun bin ich entsprechend der Verdunstungs-
bzw. der Abkühlungsmethode vorgegangen, wobei dann meine Versuchskristalle
entstanden.
Bild 15: Impfkristall hängt in einer Salzlösung
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